Willkommen beim ITI Academy-Lernmodul „Wahl des richtigen Implantatsystems“ von Steven Eckert.

Seit der Einführung von Dentalimplantaten wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass der klinische Erfolg von implantatgetragenem Zahnersatz dem von konventionellem festsitzendem oder herausnehmbarem Zahnersatz gleichkommt oder diesen übertrifft. Der dokumentierte Erfolg der Implantate hat zur Entwicklung von vielen verschiedenen Implantattypen, Materialien, Oberflächentechnologien und chirurgischen Methoden beigetragen. Zahlreiche Hersteller fertigen und vermarkten Implantatsysteme, von denen die meisten umfassen Implantate unterschiedlicher Konstruktionen umfassen. Derzeit sind weltweit weit über 2000 verschiedene Implantatkonstruktionen auf dem Markt. Einige Systeme umfassen prothetische Komponenten, die nur zu Implantaten desselben Herstellers kompatibel sind. Die Wahl des richtigen Implantatsystems will daher sorgfältig überlegt sein. Dieses Modul beschreibt die Faktoren, die die Auswahl des am besten geeigneten Systems beeinflussen können.

Nach Abschluss dieses ITI Academy-Moduls sollten Sie wissen, welche wissenschaftlichen Daten Sie für die Wahl des richtigen Implantatsystems brauchen, die Produkteigenschaften und die Herstellereigenschaften beschreiben können und Kostenerwägungen bei der Auswahl eines Implantatsystems erläutern können.

Ein wichtiger Aspekt bei der Wahl eines Implantatsystems ist die Beurteilung der Dokumentation zu diesem System. Bestimmte Informationen sind valider als andere und sollten daher im Entscheidungsprozess mehr Gewicht erhalten. Anzeigen, Herstellerveröffentlichungen und andere Marketingmaterialien sind zwar auch Informationen, aber zur Absatzförderung bestimmt und wurden nicht im Rahmen eines Peer-Review-Verfahrens geprüft. Solche Informationen können Fehlinterpretationen auslösen. Eine weitere Informationsquelle sind „Expertenmeinungen“ – Meinungen, die von anerkannten Autoritäten in Publikationen oder bei Fortbildungsveranstaltungen geäußert werden. Expertenmeinungen können zwar aus klinischer Erfahrung abgeleitet sein – aber vielleicht nur aus der persönlichen? Dass ein andere Behandler mit den vorgestellten Techniken die gleichen Ergebnisse erzielt, ist nicht gesagt. Persönliche Erfahrungen darf man daher nicht mit Expertenmeinungen verwechseln. Jedoch besteht bei beiden ein Bias-Risiko, also das Risiko der Verzerrung von Ergebnissen durch extrinsische Einflussfaktoren.

Die verlässlichste Dokumentation zu Implantaten sind in Fachzeitschriften veröffentlichte Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Hier kann der Behandler die präsentierten Informationen selbst lesen und sich ein Bild machen. Dabei ist zu beachten, dass aufgrund methodologischer Unterschiede bestimmte Veröffentlichungen valider sind als andere. Die Validität ist ein Maß dafür, wie nahe die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung der Realität kommen. Die größte Gefahr für die Validität einer Studie ist das Bias. Einige Arten von Forschungsstudien sind anfälliger für Bias als andere. Weitere Informationen zu Bias in der Wissenschaft finden Sie im Lernmodul „Relevante wissenschaftliche Literatur finden und auswerten“.

Die veröffentlichten Daten sollten Überlebens- und Erfolgsraten von Implantaten und Zahnersatz dokumentieren. „Überleben“ ist dabei definiert als die Präsenz eines Implantats im Mund des Patienten zum Zeitpunkt der Untersuchung, unabhängig von eventuellen Komplikationen. Die 10-Jahres-Überlebensrate von gut dokumentierten Implantatsystemen liegt bei über 95 %. Man sollte nur Implantatsysteme auswählen, die gründlich erforscht sind und für die ordnungsgemäß dokumentierte Überlebensdaten für Implantate bei Einzelkronen, mehrgliedrigem Zahnersatz und Totalversorgungen vorliegen.

Die Erfolgsrate eines Implantats ist nicht das gleiche wie die Verweilrate. Implantate gelten als erfolgreich, wenn sie präsent und komplikationsfrei sind und über bestimmten einen Beobachtungszeitraum definierte Kriterien erfüllen. Zu den akzeptierten Erfolgskriterien gehören die Abwesenheit von Schmerzen, Parästhesien, Entzündungen, Infektionen, Mobilität und Knochenabbau. Hauptfunktion eines Zahnimplantats ist die Abstützung und Fixierung von Zahnersatz – ähnlich wie dies die Zahnwurzel bei der natürlichen Zahnkrone leistet. Ein Erfolgskriterium muss daher sein, dass das Implantat Zahnersatz mit guter Funktion, hohem Tragekomfort und ästhetischem Aussehen ermöglicht und keine Komplikationen auftreten.

Für jedes Implantatsystem sollten biologische Komplikationen der periimplantären Gewebe – krestaler Knochenverlust, Totalverlust der Osseointegration – in der wissenschaftlichen Literatur dokumentiert sein. Dies ermöglicht es dem Behandler, die Wahrscheinlichkeit eines langfristigen Überlebens und einer anhaltend zufriedenstellenden klinischen Funktion abzuschätzen. Ebenso sollten mechanische Komplikationen wie das Lockern von Sekundärteil- oder Prothetikschrauben, Retentionsverlust oder Frakturen des Implantats, des Sekundärteils, der prothetischen Versorgung oder der Verblendmaterialien wissenschaftlich untersucht sein. Implantate sollen ihren Zahnersatz langfristig tragen. Man darf aber nicht erwarten, dass sie ewig halten. Da praktisch jede prothetische Versorgung irgendwann ersetzt werden muss, ist es vorteilhaft, Informationen über die voraussichtliche Zeit bis zum erforderlichen Austausch der Versorgung selbst wie auch einzelner Komponenten wie z.B. Sekundärteilschrauben zur Verfügung zu haben.

Implantatsysteme sollten für mehrere klinische Einsatzgebiete zuverlässig geeignet sein. Manche Implantate sind jedoch von vornherein für sehr spezifische Anwendungen konzipiert, zum Beispiel Implantate mit reduziertem Durchmesser für den Ersatz von Schneidezähnen oder für kieferorthopädische Verankerungen oder Implantate mit erweitertem Durchmesser für den Ersatz von Molaren oder auch Implantate mit speziellen Gewindeformen, die bei geringer Knochenqualität eine höhere Primärstabilität gewährleisten. Die zuverlässige Eignung dieser Implantate für ihren spezifischen Anwendungsbereich sollte in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen sein.

Schließlich muss überprüft werden, ob der Hersteller eine gültige Zulassung für den Vertrieb des Implantatsystems besitzt. In den meisten Ländern gibt es Zulassungsbehörden, die die Sicherheit und Wirksamkeit von Medizinprodukten überprüfen, bevor diese in den Verkehr kommen dürfen. In den Vereinigten Staaten ist dies die Food and Drug Administration (FDA), während sich die Zulassungsbehörden in der Europäischen Union auf die von der Internationalen Normenorganisation (ISO) entwickelten Normen stützen. Diese und andere globale Organisationen entwickeln Richtlinien, die für die Marktfähigkeit von Medizinprodukten wie Implantaten ausschlaggebend sind. Die Zulassungsbehörden führen dabei in der Regel keine eigenen Tests durch. Stattdessen werten sie vorhandene Testergebnisse aus, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Produkte sicherzustellen.

Wissenschaftliche Dokumentation, Lernschwerpunkte: Die klinische Leistungsfähigkeit eines Implantatsystems sollte durch wissenschaftliche Untersuchungen dokumentiert sein. Die Dokumentation sollte zwischen der Überlebensrate und der Erfolgsrate von Implantaten unterscheiden. Berichte zu Erfolgsraten sollten auch Daten zu biologischen und mechanischen Komplikationen umfassen. Der Verkauf und Vertrieb on nImplantatsysteme erfordert eine behördliche Zulassung.

Das ideale Implantatsystem sollte aus Implantaten und prothetischen Komponenten bestehen, die eine breite Palette klinischer Anforderungen abdecken, von der Rehabilitation von Einzelzahnlücken bis hin zu totalen Versorgungen. Häufig umfasst ein Implantatsystem mehrere Implantattypen, die für unterschiedliche klinische Situationen geeignet sind. Ein System mit Implantaten für Knochen unterschiedlicher Qualität, für die ästhetische Zone und andere Bereiche sowie für Protokolle für Sofort-, Früh- und konventionelle Belastung bietet dem Behandler maximale Flexibilität.

Die Mindestanforderung an ein System sind Implantate in verschiedenen Längen und Durchmessern. Da die Implantat-Makrostruktur eine wichtige Rolle beim Erreichen der Primärstabilität zum Insertionszeitpunkt spielt, werden Systeme bevorzugt, die Implantate in konischen wie parallelwandigen Ausführungen und unterschiedliche Gewindekonfigurationen umfassen.

Ein ideales System enthält auch einteilige und zweiteilige Implantate, da beide spezifische klinische Vor- und Nachteile aufweisen. Einteilige Implantate fördern ein stabiles Knochenniveau durch einen vertikalen Versatz der Implantat-Sekundärteil-Schnittstelle, während zweiteilige Implantate größere prothetische Flexibilität bieten, da die prothetische Plattform in das separate Sekundärteil integriert ist. Zweiteilige Implantate mit horizontalem Versatz sind solchen ohne Versatz vorzuziehen, da sie mit einem geringeren krestalen Knochenverlust verbunden sind. Bei ein- wie zweiteiligen Implantaten werden wegen der besseren Passgenauigkeit und Stabilität interne Sekundärteilverbindungen gegenüber externen Verbindungen bevorzugt. Die hier aufgeführten Varianten werden im Lernmodul „Konstruktionsmerkmale und Eigenschaften von Implantaten“ ausführlich besprochen.

Implantate sollten eine Oberfläche besitzen, die eine schnelle Osseointegration und ein hohes Ausmaß an Knochen-Implantat-Kontakt fördert. Dies sollte durch In-vivo-Studien dokumentiert sein. Als allgemeine Empfehlung sollten Implantate eine Mikro-Oberflächenrauigkeit von 1 bis 2 µm aufweisen, was als mäßig rau gilt.

Eine wichtige Überlegung bei der Wahl eines Implantatsystems sind die verfügbaren prothetischen Komponenten für unterschiedliche klinische Situationen. Da sich der ursprüngliche Behandlungsplan mit dem Verlust zusätzlicher Zähne ändern kann, erleichtert ein breites Angebot an prothetischen Komponenten eine nachträgliche Anpassung. Sekundärteile in verschiedenen Höhen und Breiten in gerader und abgewinkelter Ausführung werden in ihrer Vielseitigkeit den Anforderungen am besten gerecht. Ein Implantatsystem sollte auch Sekundärteile aus verschiedenen Materialien wie Titan, Zirkonoxid und Keramik enthalten, um spezielle klinische Anforderungen oder Patientenwünsche erfüllen zu können. Eine weitere Überlegung ist die Verfügbarkeit eines digitalen Workflows, der die CAD/CAM-Fertigung von Komponenten wie patientenspezifischen Sekundärteilen, Deckprothesenstege und Suprakonstruktionen für festsitzenden Zahnersatz umfasst.

Auch die Verpackung der Implantate und Komponenten ist nicht unwichtig. Implantate müssen zum Insertionszeitpunkt steril sein. Implantate müssen außerdem so verpackt sein, dass die während des Herstellungsprozesses erreichte Sterilität erhalten bleibt und ein einfaches und sicheres Verbringen in die chirurgische Umgebung möglich ist. Typischerweise ist das sterile Implantat in einem ebenfalls sterilen Glasröhrchen und dieses wiederum in einem Blister verpackt. In einem aseptischen chirurgischen Protokoll wird der Blister so geöffnet, dass das Glasröhrchen auf den OP-Tray fallen kann. Ebenfalls nicht unwichtig ist die „Haltbarkeitsdauer“ von sterilen Implantaten. Wenn die Sterilität über lange Zeiträume erhalten bleibt, reduziert dies den Aufwand für den Ersatz veralteter Bestände. Die Verpackung sollte eine einfache Identifizierung verschiedener Implantate und Komponenten wie Einheilkappen und Sekundärteile während des Eingriffs ermöglichen. Die Verpackung kann nach Implantattyp oder -durchmesser farbkodiert sein, mit entsprechenden Farben für prothetische Komponenten wie Sekundärteile und Abformpfosten. Eine leicht identifizierbare Verpackung hilft, den Bestand an Implantaten und Komponenten einfacher zu verwalten. Hilfreich sind auch Etiketten, die die Erfassung von Chargennummern und anderen Produktinformationen in der Patientenakte erleichtern.

Das OP-Set eines Implantatsystems ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Die Instrumente, die während der Implantation verwendet werden, sollten in einer Kassette oder einem Tray präsentiert werden. Zu den benötigten Instrumenten zählen Bohrer und Einsetzhilfen ebenso wie Zentrierstifte und Drehmomentschlüssel. Ein durchdachtes OP-Set ist logisch aufgebaut und spiegelt den chirurgischen Ablauf wider, mit allen Instrumenten in der richtigen Reihenfolge. Wenn das Implantatsystem mehr als einen Implantattyp umfasst und das OP-Set spezifisch für einen bestimmten Implantattyp ist, sollte dies deutlich außen auf der Kassette angegeben werden. Im Inneren der Kassette unterstützen Farbkodierungen für Abläufe und Instrumente entsprechend dem Implantatdurchmesser ein effizientes Arbeiten. Das OP-Set muss die Instrumente während des Sterilisationsprozesses schützen. Ein dicht schließender Deckel verhindert Verlust, Verwechslungen und Beschädigungen der chirurgischen Instrumente.

Ein Prothetik-Set mit Instrumenten für die Abformung und die Eingliederung der Prothetik ist wichtiger Bestandteil eines jeden Implantatsystems. Wie die chirurgischen Instrumente sollten auch die prothetischen Komponenten logisch und in der Reihenfolge der Verwendung angeordnet sein. Die Farbcodierung der Instrumente hilft Schäden durch zu groß oder zu klein gewählte Instrumente verhüten. Ähnlich wie beim OP-Set ist die Sicherheit der Tray-Instrumente wichtig für den Erfolg der prothetischen Behandlung.

Dass im Lauf der Zeit Instrumente nachgekauft werden müssen, ist unvermeidlich. Es ist vorteilhaft, wenn die Instrumente sicher verpackt sind, um Verletzungen durch Kontakt mit scharfen, unverpackten Instrumenten zu vermeiden. Gleichzeitig muss es die Verpackung aber ermöglichen, die Instrumente zu sichten, um sicherzustellen, dass das richtige Instrument ausgewählt wird. Bei aller Sicherheit der Verpackung muss diese aber auch leicht zu öffnen sein, ohne das Instrument zu beschädigen.

Produkteigenschaften, Lernschwerpunkte: Ein Implantatsystem sollte aus chirurgischen und prothetischen Komponenten bestehen, die eine breite Palette klinischer Anforderungen abdecken. Sterile Implantate sollten in einer deutlich gekennzeichneten Verpackung geliefert werden, die eine aseptische Übergabe auf das OP-Tray ermöglicht. Eine leicht identifizierbare Verpackung von Implantaten und Komponenten erleichtert die klinischen Abläufe und die Bestandskontrolle. Chirurgische und prothetische Sets sollten so organisiert sein, dass der Behandler die richtigen Instrumente leicht finden und verwenden kann.

Es gibt buchstäblich Tausende von verschiedenen Dentalimplantaten, die von Hunderten von Implantatherstellern angeboten werden. Jedes Jahr treten neue Hersteller in den Markt ein. Als Behandler kann man nicht vorhersagen, welcher neue Hersteller erfolgreich sein und welcher wieder vom Markt verschwinden wird. Aus diesem Grund ist Vorsicht geboten, wenn Produkte eines neuen Herstellers in Betracht gezogen werden, insbesondere wenn die angebotenen Formen nicht zu bereits erhältlichen Komponenten kompatibel sind. Neue oder kleinere Unternehmen sind unter Umständen zu einem Zeitpunkt, zu dem ihre Implantate durchaus noch in Funktion sind, längst nicht mehr auf dem Markt. Es wird daher empfohlen, bei der Wahl eines Herstellers die langfristige Entwicklung zu berücksichtigen.

Ebenso wie die Implantathersteller selbst entwickeln sich auch deren Produkte weiter. Viele Hersteller engagieren sich in Forschung und Entwicklung, um bestehende Implantate und Komponenten zu verbessern und ihr Produktportfolio durch Innovationen zu erweitern. Als Behandler sollte man sich für Implantatsysteme von Herstellern entscheiden, die sich im Bereich der laufenden klinischen Forschung und Produktentwicklung engagieren. Auf der anderen erheben einige Hersteller immer wieer den Anspruch, Leistungsfähigkeit, Benutzerfreundlichkeit oder Kosteneffizienz ihrer Produkte verbessert zu haben. Wenn ein Implantatsystem ständig umfangreich revidiert wird, könnten letztlich Komponenten die Erneuerung von Zahnersatz bei Bedarf plötzlich nicht mehr verfügbar sein. Zwar kann man als Behandler nicht für herstellerbedingte Veränderungen bei Komponenten verantwortlich gemacht werden, doch könnten Patienten von Behandlern, die sich für Implantatsysteme mit ständigen Veränderungen entschieden haben, letztlich enttäuscht sein

Für den Behandler selbst ist die Bestandskontrolle ein entscheidender Faktor für eine effiziente Praxisführung. Wenn Komponenten leicht verfügbar sind und der Hersteller Bestellungen in wenigen Tagen ausführen kann, verringert sich die Notwendigkeit der Lagerhaltung, was die Gemeinkosten senken kann. Umgekehrt können sich entstehende Verzögerungen, wenn Produkte nicht auf Lager oder nicht mehr oder nur auf Sonderbestellung erhältlich sind, negativ auf die Patientenversorgung und die Effizienz der Praxis auswirken. Viele Implantatsysteme integrieren digitale Workflows und die CAD/CAM-Produktion von patientenindividuellen Komponenten in der Praxis oder im Labor. Die zeitnahe Fertigung von CAD/CAM-Komponenten reduziert den Zeit- und Kostenaufwand für die Lagerhaltung weiter.

Bei der Auswahl eines Implantatsystems sollte auch der angebotene Service berücksichtigt werden. Viele Hersteller von Implantatsystemen beschäftigen Vertriebsmitarbeiter vor Ort, die oft mit ihren eigenen Produkten wie mit den Produkten konkurrierender Unternehmen bestens vertraut sind. Zusätzlich zur Unterstützung bei der Produktbestellung werden vielleicht auch Fortbildungen und persönliche Chairside-Trainings zu OP- und Prothetik-Sets angeboten. Von dieser Unterstützung können besonders implantologische Neueinsteiger profitieren. Wenn keine Vertretung vor Ort vorhanden ist, wird der Behandler Informationen wahrscheinlich am ehesten auf der Internetpräsenz des Herstellers suchen. Eine nutzerorientierte Internetpräsenz enthält umfassende Produktinformationen, Kataloge und Handbücher sowie wissenschaftliche Dokumentationen in einem übersichtlichen Format. Einige Hersteller nehmen auch Online-Bestellungen entgegen. Die meisten Internetpräsenzen zu Implantatsystemen geben keine Rückmeldung in Echtzeit; bei einigen Herstellern gibt es aber einen Online-Chat für spezifische Produktanliegen.

Herstellereigenschaften, Lernschwerpunkte: Die Reputation und die Dauer der Marktpräsenz eines Herstellers sollte berücksichtigt werden. Der Hersteller sollte die Behandler durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung sowie persönlichen und Online-Produktsupport unterstützen. Die Effizienz der Praxisführung steigt, wenn der Hersteller in der Lage ist, Produkte dann zu liefern, wenn sie gebraucht werden.

Ein Zahnarzt, der implantologisch tätig sein will, muss zuerst in seine Grundausrüstung investieren. Elektrische Geräte wie Bohrmotoren, Handstücke, Steuergeräte und Kühlsysteme fallen in die Kategorie der Großgeräte. Ebenso wichtig sind aber das OP-Set und Handinstrumente wie Retraktoren und Elevatorien. Bei einigen „geschlossenen“ Implantatsystemen ist die Bohrausrüstung ausschließlich für Implantationen mit dem jeweiligen System geeignet. Wenn man spezielle Geräte kaufen muss, kann dies den Aufwand erhöhen. Glücklicherweise wurde dieser Ansatz bei den meisten Implantatsystemen aufgegeben. „Offene“ Systeme dagegen arbeiten mit Geräten und Instrumenten, die für Implantate verschiedener Hersteller verwendet werden können. Dies ist besser, als wenn Produkte nur für ein bestimmtes System zu verwenden sind. Zudem sind offene Implantatsysteme oft preisgünstiger. Die Anschaffung von Großgeräten und den meisten Instrumenten wird in der Regel als einmaliger Aufwand betrachtet, wobei aber verschleißbedingt letztlich auch hier gelegentlich für Ersatz zu sorgen sein wird.

Die Kosten des Implantats selbst sind ein wichtiger Gesichtspunkt. Für die Implantation sind jedoch noch weitere Elemente erforderlich, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten haben können. Beispielsweise müssen Bohrer und Gewindeschneider während des Eingriffs scharf sein, damit die Osteotomie effizient und mit minimalem Knochentrauma präpariert werden kann. Implantatsysteme können mit wiederverwendbaren oder mit Einmalbohrern arbeiten; einige Implantatsysteme verwenden beides. Aber auch wiederverwendbare Bohrer müssen häufig ausgetauscht werden. Gelegentlich kommt es vor, dass der Behandler oder ein Teammitglied ein Implantat oder eine Komponente aus der Verpackung nimmt, dieses wird aber letztlich nicht inseriert bzw. verwendet. Als Behandler sollte man die Herstellergarantien für während des Eingriffs geöffnete Packungen kennen, da sie die Gesamtkosten deutlich beeinflussen können. Manche – nicht alle – Hersteller lassen die Rückgabe von aus der Originalverpackung entnommenen Implantaten oder Komponenten zur Gutschrift zu. Ebenso muss deutlich werden, was die Herstellergarantien für Implantate vorsehen, bei denen eine Osseointegration nicht erreicht wird oder nicht erhalten bleibt. Einige Hersteller ersetzen Implantate, die nicht osseointegriert wurden. Wer die geltenden Herstellergarantien gut kennt, kann leicht eigene, finanziell tragfähige Regeln für den Ersatz fehlgeschlagener Implantate und Prothesen entwickeln.

Die Kosten in der prothetischen Phase der Implantatbehandlung entfallen auf das Provisorium, die Abformung und die prothetischen Komponenten. Am Tag der Implantation benötigt das Implantat eine Deckschraube sowie einen Gingivaformer oder eine provisorische Versorgung. Damit sind jeweils unterschiedliche Kosten verbunden. Die Herstellung der definitiven Prothese erfordert weitere Komponenten für den Abformvorgang sowie ein Sekundärteil, entweder konfektioniert oder CAD/CAM-gefertigt. Bei vielen Implantatsystemen können die benötigten Komponenten von einem anderen Lieferanten als dem Implantathersteller bezogen werden. Diese „nicht-originalen“ Komponenten sind oft preisgünstiger, doch sollte man sich der möglichen Nachteile von Implantaten und Komponenten unterschiedlicher Hersteller bewusst sein. Nicht immer ist das Langzeitverhalten nicht-originaler Komponenten gut dokumentiert. Auch eine hohe Fertigungspräzision wie bei Systemkomponenten, die durch traditionelle Forschung, Entwicklung und klinische Erprobung entwickelt werden, ist vielleicht nicht gegeben. Wenn nicht-originale Komponenten verwendet werden, weist die Implantat-Sekundärteil-Verbindung möglicherweise nicht die Integrität, Passgenauigkeit und Haltbarkeit auf, die mit den vom Implantathersteller angebotenen Komponenten erreicht werden kann. Darüber hinaus kann die Verwendung von nicht-originalen Komponenten die Garantie des Herstellers auf das Implantat selbst erlöschen lassen.

Um die Gesundheit des periimplantären Gewebes und die Langlebigkeit des Implantats zu gewährleisten, ist eine gute Pflege unerlässlich. Das Titan und die Titanlegierungen, aus denen Implantate hergestellt werden, sind sehr anfällig für Kratzer und Oberflächenveränderungen. Die Pflege von Zahnimplantaten erfordert spezielle nichtmetallische Küretten und Scalern speziell für die Reinigung von Implantatoberflächen. Außerdem braucht man separate Schleifkörper für nichtmetallische Instrumente. Schleifkörper, die auch für Instrumenten aus Edelstahl verwendet wurden, können nämlich Metallspäne auf das Implantat übertragen.

Schließlich muss man in jedem Fall die Kosten für ein bestimmtes Implantatsystem – einschließlich Implantaten, Geräten, Instrumenten und Zubehör – an dem vom Hersteller angebotenen Service messen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die in den Produkten steckt, das Fachwissen der Vertriebsmitarbeiter, die Verfügbarkeit von Support und Schulungen und die Produktgarantie sind nur einige relevante Überlegungen. All dies gilt ganz besonders für implantologische Einsteiger.

Kostenerwägungen, Lernschwerpunkte: Die Gesamtkosten der Implantation werden durch wiederkehrende Kosten im Zusammenhang mit der Implantatinsertion sowie durch Herstellergarantien und Ersatzrichtlinien beeinflusst. Nicht-originale prothetische Komponenten sind oft preislich attraktiv, haben aber potenzielle Nachteile. Service und Support eines Herstellers erhöhen den Wert eines Implantatsystems.

Modul „Wahl des richtigen Implantatsystems“, Zusammenfassung: Für das in Betracht gezogene Implantatsystem sollten langfristige klinische Ergebnisse dokumentiert sein, einschließlich Überlebens- und Komplikationsraten. Ein umfassendes Angebot an chirurgischen und prothetischen Komponenten hilft eine Vielzahl von klinischen Anforderungen erfüllen. Einschränkungen bei Verfügbarkeit, Verpackung und Bereitstellung von Implantaten und Zubehör können die wirtschaftliche Effizienz der Zahnarztpraxis beeinträchtigen. Bei der Wahl eines Systems sollte man die Kosten für Implantate und Komponenten zu den Leistungen und Garantieversprechen des Herstellers in Beziehung setzen.